Natur und Regionen 10.01.2012

Wer kontrolliert meinen Strom?

Wer kontrolliert meinen Strom? - VERBUND

Als VERBUND-Mitarbeiter sind viele von uns zugleich Kunden von VERBUND-Strom. Auch ohne Mitarbeiter-Vergünstigung überzeugt uns das gute Gewissen, sauberen Strom aus erneuerbaren Quellen zu nutzen. Aber eine Frage, die uns als Kunden wie Mitarbeiter immer wieder gestellt wird, ist die Frage nach der Überprüfung des Stroms: Wer kontrolliert eigentlich den Strom?

Warum ist Kontrolle wichtig?
Den Hintergrund dazu bildet die Tatsache, dass Strom heute aus vielen verschiedenen Quellen in einen europaweiten Stromsee eingespeist wird. Da erzeugt zum Beispiel ein 30 Jahre altes Kernkraftwerk in Bayern ebenso Strom wie ein neu errichteter Off-shore Windpark an der Nordsee oder ein Laufkraftwerk an der Donau. Sobald der Strom einmal eingespeist wird, lässt sich seine Herkunft und sein weiterer Weg nicht mehr nachvollziehen. Daher heißt es landläufig auch, der Strom habe kein Mascherl.

Auch Strom muss Farbe bekennen
Doch auch wenn sich der Strom nicht physikalisch eindeutig zurückverfolgen lässt, so ist doch der Geldfluss eine indirekte Möglichkeit, die Herkunft unseres Stroms mitzubestimmen. Denn welchen Stromanbieter wir mit unserer Stromrechnung unterstützen, liegt in unserer Hand. Und als Konsumenten entscheiden wir, ob wir einen Anbieter wählen, der mit unserem Geld den Ausbau Erneuerbarer Energien forciert, oder damit weiterhin Kohle- und Kernkraftwerke "restauriert".

Stromunternehmen müssen also heute auch Farbe bekennen und uns Kunden auf der Stromrechnung genau erklären, woher der verbrauchte Strom ursprünglich stammt. Das hat dazu geführt, dass auch die Stromlieferanten genauer darauf schauen müssen, woher Sie den Strom besorgen. Denn viele Lieferanten erzeugen selbst nur sehr wenig Strom und können ihre Kunden mit der geringen Eigenerzeugung nicht gleichmäßig über das ganze Jahr versorgen.

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Die Krux mit den RECs
Eine Möglichkeit, den Herkunftsnachweis zu erbringen, ist die EU-Verordnung EU-RL 2001/77/EG. Über sie lässt sich beweisen, dass einmal eine bestimmte Menge Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt wurde. Als Beleg dient ein entsprechendes Zertifikat – das sogenannte REC (renewable energy certificate). Allerdings lässt sich das Zertifikat weiterverkaufen – und zwar unabhängig vom der physikalisch gelieferten Strommenge. D. h. ein kleiner Stromanbieter mit einem Kohlekraftwerk könnte durch den Kauf der REC seinen Kunden "nachweisen", dass der gelieferte Strom aus erneuerbaren Energien gekommen ist. Diese "Mogelpackung" ist leider weit verbreitet.

Das Revival der Gütesiegel
Aus diesem Grund haben sich parallel dazu Gütesiegel entwickelt, die durch strenge Prüfkriterien den Stromlieferanten wirklich auf den Zahn fühlen. Ein anerkannter Player auf dem Kontrollsektor ist etwa der TÜV SÜD.

Jedes Jahr prüft der TÜV auch VERBUND von der Quelle (Erzeugung) bis zur Steckdose der Konsumenten. Wichtig dabei ist, dass die Anforderungen seiner Kriterienkataloge und weitergehende Aussagen des Stromanbieters eingehalten werden. Der TÜV SÜD  kontrolliert auch, ob nicht mehr zertifizierter Strom verkauft wird als auch wirklich in den Kraftwerken erzeugt wurde.

Strenge Kriterien sorgen für hohe Güte
Die wichtigsten Merkmale für die Bereitstellung von Strom aus Erneuerbaren Energien nach den TÜV SÜD Kriterien EE (Erneuerbare Energien) sind:

  • Strom stammt aus 100% erneuerbaren Energien.
  • Mindestens 25% der Liefermenge stammt aus neuen Kraftwerken.
  • Die Preisaufschläge dienen dem Aufbau erneuerbarer Energien. 
Merkmale für die Bereitstellung von Strom aus Erneuerbaren Energien nach EE +:

  • Strom stammt aus 100% Wasserkraft.
  • Die erzeugte Menge wird auch möglichst zeitgleich (innerhalb einer Viertelstunde) durch die belieferten Kunden verbraucht.
  • Die Preisaufschläge dienen dem Aufbau erneuerbarer Energien.

Förderung Erneuerbarer Energien
In beiden Fällen müssen die Förderung und der nachweisliche Ausbau erneuerbarer Energien wesentliche Ziele der Unternehmenspolitik sein. Und genau die genannten Kriterien machen auch den Unterschied zu anderen Stromanbietern in Deutschland und Österreich: Mit jeder Kilowattstunde zertifizierter Wasserkraft tragen Kunden von VERBUND dazu bei, den europäischen Stromsee ein Stück weit umweltverträglicher zu machen. Jedes Jahr investiert VERBUND mehrere Millionen Euro alleine in die Steigerung der Effizienz bestehender Kraftwerke.

Bereits 1999 hat VERBUND als erstes österreichisches Energieversorgungsunternehmen seine gesamte Wasserkraftproduktion vom TÜV SÜD zertifizieren lassen und damit wesentlich die Kennzeichnung der Stromherkunft in Österreich mitentwickelt.

Heute sind alle 123 VERBUND-Wasserkraftwerke vom TÜV-SÜD zertifiziert. 95 % aller Kraftwerke in Europa liefern dagegen weiterhin Strom "unbekannter Herkunft".