Nachhaltigkeit und Energiewende 04.09.2012

Eva Rossmann: Unter Strom. Der vierzehnte Mira-Valensky-Krimi

Eva Rossmann: Unter Strom. Der vierzehnte Mira-Valensky-Krimi - VERBUND

Das Thema Energie ist endgültig in der Popkultur angekommen. Tatort-Folgen, Autoren und Filmemacher beschäftigen sich mit dem Lebensblut der modernen Zivilisation: was ist, wenn der Strom ausfäll oder wenn, wie im aktuellen Krimi von Eva Rossmann, das Gas ausbleibt? Vor diesem Hintergrund lassen sich schaurige Katastrophenszenarien (Marc Elsberg: „Blackout“), aber auch spannende, mit viel Hintergrundwissen aufgeladene Geschichten erzählen, aber der Reihe nach.

Mira Valensky ist als Wiener Journalistin in der bequemen Position bürgerlicher Sicherheit und beruflichen Erfolgs. Ihr Netzwerk funktioniert und reicht über die Redaktion ihres Magazins in bürgerliche und politische Kreise. Sie kocht beim Rekapitulieren ihrer Entdeckungen unentwegt Bobo-Rezepte (durch die man sich durchlesen muss) durch  Die Halbwelt und Dinge „fürs Grobe“ deckt ihre beste Freundin Vesna ab, die es von der bosnischen Putzfrau zur Detektivin gebracht hat und immer dann auftritt, wenn nicht ganz legale Maßnahmen zu treffen sind.

Eigentlich bearbeitet Mira Valensky das Thema Energieversorgung, als es im Spannungsfeld zwischen Alternativ-Energieanbietern, privatisiertem Netzkonzern und ausländischem Energiekonzern zu merkwürdigen Zwischenfällen kommt. Eine Gasleitung explodiert just in der Nachbarschaft zu einem energieautarkem Dorf, ein Lobbyist verschwindet.  Mira wird neugierig und recherchiert zwischen Umweltaktivisten und bestens vernetzten Energiemanagern, bis es – ohne zu viel verraten zu wollen- wirklich actionreich wird. Keine Sorge, der Ausgang des Buches wird nicht verraten, aber angedeutet: leider war der Mörder der Gärtner (sprich: ja, wenn schon ein Klischee nicht ausgelassen wurde, dann genau dieses).

Eva Rossmann profitier wie alle Serienautorinnen von der Vertrautheit der Leser mit den Figuren. Dabei gelingt es ihr, auch Neulinge im Mira-Valensky-Universum sofort einzubinden. Die Personen werden kurz, präzise und glaubwürdig charakterisiert, auch wenn Story und Handelnde natürlich frei erfunden sind. Wem politische Verflechtungen im Roman zu konstruiert erscheinen, der möge eine Tageszeitung aufschlagen, hier wurde Rossmann schon lange von der Wirklichkeit überholt. Das Ende ist furios, die tatsächliche Aufklärung des Falles aber enttäuschend vorhersehbar und gleichzeitig unglaubwürdig. Immerhin waren es nicht islamistische Terroristen, soviel sei verraten (die kommen nämlich nicht vor).

„Unter Strom“ ist kein Beitrag zur Energiedebatte und bei allem Rechercheaufwand ist das Buch kein Beitrag zur Energiediskussion, sondern spannenden Sommerlektüre auf gewohnt hohem Niveau.

Eva Rossmann: „Unter Strom“ Folio Verlag. 280 Seiten. 19,90 Euro
ISBN 978-3-85256-605-4
www.evarossmann.at

Bildquelle: Folio Verlag