Nachhaltigkeit und Energiewende 10.01.2014

Kommunikation ist ein Grundrecht

Kommunikation ist ein Grundrecht - VERBUND

Mal schnell die beste Freundin zum Plaudern anrufen, eine E-Mail rausschicken oder sich per SMS verabreden. Was für uns selbstverständlich ist, kann für Menschen mit Behinderung eine Herausforderung darstellen. Hilfreiche Technologien wie Sprachcomputer oder Augensteuerungsgeräte sowie Lern- und Therapiesoftware unterstützten sie dabei, den Alltag selbstbestimmter und selbstständiger zu meistern.

Sprachcomputer verleiht Stimme
„Kommunikation ist ein Grundrecht“, sagt David Hofer, Geschäftsführer von LIFEtool, einer gemeinnützigen Tochter der Diakonie Österreich und der AIT Austrian Institute of Technology GmbH. „Wir beraten Menschen – unabhängig vom Grad ihrer Beeinträchtigung – zu technischen Lösungen, die ihnen die Verwendung von Computer und Internet ermöglichen“. Hofer weiß aus eigener Erfahrung, wie hilfreich technische Unterstützung in der Kommunikation sein kann, denn seine Eltern sind gehörlos.
Menschen ohne Lautsprache verwenden spezielle Sprachcomputer: Sie tippen über eine Buchstabentastatur Sätze ein, die auf Knopfdruck laut und deutlich vorgelesen werden. Manche Tastaturen arbeiten hingegen mit Bildern und Symbolen. „Das ist perfekt für Menschen, die nicht lesen oder schreiben können“, erklärt der 44-Jährige.

 

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Mit Augenaufschlag im Internet surfen
Aber auch Menschen mit hoher Querschnittlähmung oder ähnlicher körperlicher Einschränkung können einen Computer bedienen. Die mundgesteuerte IntegraMouse ermöglicht es, mit den Lippen den Cursor über den Bildschirm zu bewegen und durch leichtes Saugen oder Blasen die linke bzw. rechte Maustaste zu verwenden. Eine alternative Lösung ist die Augensteuerung: Infrarotsensoren erfassen und werten die Bewegungen der Augen aus, wodurch man den Mauszeiger durch „Schauen“ bewegt. Der Mauszeiger geht dorthin, wo das Auge hinsieht. Verweilt man einen Augenblick auf Objekten, sind diese mit Mausbefehlen bearbeitbar. So kann man rein mit Augenbewegungen schreiben, Objekte bewegen oder virtuelle Bilder malen. 

Sich austauschen, mitteilen und kennenlernen
In der Facebook-Gruppe „Freunde bei VERBUND“ tauschen sich Menschen mit Behinderung mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von VERBUND aus. Gelegentlich trifft sich die Truppe auch persönlich und macht Ausflüge, etwa zum Donau-Kraftwerk Abwinden-Asten bei Linz. Für alle Mitglieder in dieser Gruppe ist es wichtig, miteinander zu kommunizieren. Natürlich braucht es dafür auch Geduld und Verständnis, denn vieles geschieht sehr langsam. „Oft lernt man erst durch den Einsatz der Technologien den Menschen hinter der Behinderung kennen, da er vorher kaum Möglichkeit hatte, sich mitzuteilen. Das ist vor allem für die Familienmitglieder und Freunde schön. Wenn wir 1.000 Menschen mit Behinderung beraten, profitieren vier Mal so viele davon“, freut sich David Hofer.

Ziel: Rechtsanspruch auf Unterstützung sichern
Der VERBUND Empowerment Fund der Diakonie berät die Anwender und deren Umfeld und unterstützt sie auch bei Ansuchen um finanzielle Unterstützung. Denn die Versorgung mit unterstützenden Technologien ist mitunter sehr kostenintensiv und der Rechtsanspruch in Österreich – im Gegensatz zur Schweiz, zu Deutschland oder Dänemark – nicht gesetzlich geregelt. „Darum ist es umso wichtiger, dass wir über den Fund Betroffenen helfen“, meint Hofer. Auch die Frühförderung für Kinder mit Behinderung zählt zu den Aufgaben. Der Fund möchte zudem den gesetzlich Anspruch auf die Beratung und Versorgung mit assistierenden Technologien und unterstützter Kommunikation sichern. Der Bedarf ist jedenfalls da. Im Jahr 2012 wurden mehr als 5.000 Beratungsstunden in ganz Österreich abgehalten und etwa 211.000 Euro für Beratung, Frühförderungen und Soforthilfen ausgegeben.

Lust auf weitere Infos? Dann schaut doch auf die Seite der Diakonie oder macht euch direkt bei LIFEtool schlau.