Nachhaltigkeit und Energiewende 15.05.2014

Wie der Mensch den Strom zähmte

Wie der Mensch den Strom zähmte - VERBUND

Die Nutzung von Strom hat das Leben der Menschen nachhaltig und positiv verändert: Ein Leben ohne elektrisches Licht, E-Herd oder Waschmaschine ist für viele von uns nicht mehr vorstellbar. Dabei war es nicht immer selbstverständlich, dass wir so einfach und sicher wie heute mit Elektrizität umgehen können. Das machten erst bahnbrechende Erfindungen möglich:

Akkumulator: das kleine Kraftwerk

Im vergangenen Jahr erregte eine 18-jährige US-Amerikanerin Aufsehen: Sie entwickelte einen Superkondensator, der künftig das Aufladen von Smartphones in 30 Sekunden ermöglichen könnte. Ob diese Erfindung hält, was sie laut Medienberichten verspricht, wird sich weisen. Fakt ist: Ohne leistungsfähige Akkus geht in unserer multimedialen Welt heute nichts mehr.

Der Grundstein für die wiederaufladbaren Stromspeicher wurde bereits zur Zeit Napoleons gelegt. Im Jahr 1802 baute der deutsche Physiker Johann Wilhelm Ritter eine Vorform des Akkus – die Ritter‘sche Ladungssäule. Mit dem Wachstum der Autoindustrie traten Blei-Akkumulatoren ihren Siegeszug an. Darüber hinaus entwickelten sich zahlreiche weitere Formen. Das Prinzip dahinter: Die Akkus wandeln elektrische in chemische Energie um und speichern diese. Wird ein Verbraucher – zum Beispiel ein Handy – angeschlossen, kehrt sich der Prozess um und der Akku liefert Strom. Auf Youtube findet ihr eine Doku über die Chancen moderner Akkumulatoren.

Ist ein Akku eine Batterie? Ja, denn in unserem Sprachgebrauch umfasst „Batterie“ beides – aufladbare Akkus (Sekundärzellen) und nicht-aufladbare Primärzellen. © Martin Terber/flickr

Steckdose: Kampf dem Kabelsalat

Eine weitere wegweisende Erfindung war die Steckdose. Sie ermöglichte vor rund 100 Jahren erstmals die flächendeckende Versorgung privater Haushalte mit Strom. Der Amerikaner Harvey Hubbell II. meldete 1904 Stecker und Dose als Patent an. Der Strom kommt dabei nicht aus der Dose selbst – sie ist vielmehr eine Steckverbindung zwischen 2 Leitungen.

In den Folgejahren entwickelten sich unterschiedliche Stecksysteme. Um den Wirrwarr einzudämmen, ließ der Deutsche Albert Büttner 1926 das Schuko-System (für: Schutzkontakt) patentieren. Heute ist dieses unter dem Namen CEE 7/4 in den meisten Ländern Europas verbreitet – darunter auch in Österreich. Das wissen viele Urlauberinnen und Urlauber zu schätzen. Die verschiedenen Stecker-Formen haben schon so manche Erholungssuchende in die Verzweiflung gestürzt.

Steckdosen gibt es in allen Farben und Formen. Beim Schuko-System steht eine Spannung zwischen 220 und 240 Volt bei 50 Hertz zur Verfügung. © David Jones/flickr   

FI-Schalter: mit vollem Körpereinsatz 

Dass wir heute Strom so sicher nutzen können, verdanken wir einer weiteren Innovation – dem FI-Schalter. Um zu beweisen, dass sein Fehlerstrom-Schutzschalter funktioniert, wagte der Österreicher Gottfried Biegelmeier Ende der 1950er-Jahre zahlreiche Selbstversuche mit hohen Stromstärken. Sein Mut trug Früchte und rettet bis heute Menschen das Leben. Das Prinzip ist so einfach wie genial: Der Schalter vergleicht die Stärke des ausgehenden mit jener des zurückkehrenden Stromes. Fließt die Energie auf falschem Weg – etwa durch den Körper eines Menschen – schaltet sich der Stromkreis ab.

Seit 1960 wird der FI-Schalter zusätzlich zu Sicherungen im Zählerkasten eingebaut; seit 1980 ist er gesetzlich vorgeschrieben. Die Markteinführung brachte nicht nur Biegelmeiers Dienstgeber Felten & Guilleaume im niederösterreichischen Schrems hohen Gewinn. Der Erfinder selbst wurde vielgeehrt und zu einem weltweit gefragten Spezialisten der Elektropathologie.

Licht aus. Verläuft die Elektrizität über einen falschen Weg, unterbricht der FI-Schalter den Stromkreis. Das rettet im Notfall Leben. © NicestAlan/flickr

Auch heute entwickeln kluge Köpfe innovative Technik, um Strom effizient und sicher zu nutzen. Weitere Beispiele findet ihr im aktuellen flow zum Thema „Chancen“.


Titelbild:  © esperanza277/flickr