Nachhaltigkeit und Energiewende 24.06.2014

Aufräumen an der Traisen

Verbund räumt an der Traisen auf - Entfernung von alten Kriegsmaterial

In den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs kam es entlang der Donau noch zu heftigen Kämpfen zwischen SS-Einheiten und vorrückenden sowjetischen Truppen. Wien war bereits geräumt, doch die deutschen Truppen verteidigten sich so hartnäckig, dass der Vormarsch der Roten Armee zeitweilig gestoppt werden musste. In dem sinnlosen Kampf wurde das Dort Traisen und andere Weiler vollkommen zerstört. Die Au steckt noch voller Zeugnisse des sinnlosen Kampfes. Zeitzeugen und Stadtarchive sind wichtige Quellen für die Beurteilung der Lage-Orte.

 
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Jan Schüttauf präsentiert die Ausbeute an kleineren Fundstücken in seinem Abschnitt. Die Vielzahl der Fundstellen, bei der die Metalldedektoren ausschlagen, verlangsamt die Suche. „Als wir gehört haben, dass hier Teile einer SS-Panzerdivision eingesetzt war, sind wir noch vorsichtiger geworden“, so Schüttauf. Blindgänger und Munitionsreste von (Panzer)Artillerie sind besonders heikel. Im Lauf der Jahre wird die Munition nicht harmloser, sondern im Gegenteil gefährlicher. Ein unglücklicher Griff mit der Baggerschaufel kann eine Granate zur Detonation bringen. 

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Eine 70-Kilogramm-Fliegerbombe war bislang der größte Fund. In der Mehrzahl werden Granatsplitter und MG-Munition entdeckt, also „normaler“ Sondermüll. Darunter mischen sich üblicher Müll eines Überschwemmungsgebietes: Drahtreste von Viehzäunen, Nägel, Traktorketten. 

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Mit der Passiv-Sonde wird das Erdmagnetfeld gemessen. Jede Störung durch Metallgegenstände wird angezeigt. Größe, Lage und Tiefe des Objektes lassen sich damit bestimmen. Ein Team markiert die Fundstellen, ein weiteres gräbt sich an die Objekte heran. Walter Brockmann ist einer der erfahrensten Kampfmittelsucher und relativiert die Gefahr: „Unfälle sind in unserer Branche weitaus seltener, als man meinen möchte. Das liegt am vorsichtigen Vorgehen. Spielen und Rätseln gibt’s bei uns nicht, im Zweifelsfall: Finger weg!“ Er weiß zu berichten von vergrabenen Höllenmaschinen, von Holz- und Betonminen, bei denen der Detektor nur den winzigen Schlagbolzen erkennt und von Giftgasflaschen aus dem ersten Weltkrieg, die nach 100 Jahren noch tödlich sind. Mit diesen ist an der Traisen aber kaum zu rechnen.

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Für die Entschärfung besonders heikler Funde rückt das Innenministerium an. Ein Mitarbeiter des Entminungsdienstes übernimmt dann für die sachgerechte Entsorgung und nötigenfalls die Entschärfung. Sogar eine kontrollierte Sprengung wäre denkbar- aber solche Funde waren bislang nicht in der Au. 
Dort, wo die Traisen ihr neues, abwechslungsreiches Flussbett erhält, wird es jedenfalls sauber sein- auch wenn es noch ein wenig dauert, bis die Arbeiten abgeschlossen sind und das Gebiet als sicher den Bauarbeitern übergeben wird.

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Mehr zum Projekt LIFE+ Traisen: www.life-traisen.at