Natur und Regionen 19.11.2013

Nass in Nussdorf

Das kleine, feine Stadtkraftwerk Nußdorf am Donaukanal erhält dieser Tage eine Großrevision, die notwendig, aber nicht so ganz einfach ist.

Mit der Schemerl-Brücke in Nußdorf gestaltete Otto Wagner, der König der Jugenstil-Architektur, einen wunderbaren Willkommensgruß für Reisende, die sich Wien entlang der Donau nähern. Die bekannten Bronze-Löwen hüten unter sich nicht nur eine Wehranlage zum Hochwasserschutz des Donau-Kanals, sondern auch ein modernes Wasserkraftwerk.

12 Matrix-Turbinen nutzen normalerweise das Gefälle des Donaukanals, das erst nach dem Bau des Donaukraftwerk Freudenau attraktiv genug für ein Kraftwerk wurde (eine davon ist die Forschungsturbine StreamDiver, siehe Artikel http://www.verbund.com/bg/de/blog/2012/06/29/verbund-forschung-steamdiver ). Das Kraftwerk ist ein Gemeinschaftsprojekt von VERBUND, Wienstrom und EVN aus dem Jahr 2005. Der Betrieb wird von der Zentralwarte Freudenau und durch VERBUND-Mitarbeiter besorgt.

Der Jugenstil-Löwe wird nicht erneuert, er bewacht das Gemeinschaftskraftwerk Nußdorf

Die Freudenauer Kraftwerkerinnen und Kraftwerker sind dieser Tage im Dauereinsatz für die erste Großrevision des Kraftwerks: der Donaukanal wird umgeleitet, das Kraftwerk abgedämmt und leergepumpt, um Korrosionsschutz, Dichtungen und Hydraulikanlagen zu überprüfen.

Mit dem Abdämmen war schon die erste Hürde zu nehmen: eine Woche benötigten die Taucher, um die Dammbalken einigermaßen dicht aufzusetzen, berichtet Revisionsleiter Andreas Hirschl. Er führt über die Baustelle, an der emsig gewerkt wird. „Die Kollegen haben Beachtliches geleistet, in nur 10 Tagen war alles eingerüstet und trockengelegt, soweit möglich.“ Nur 4 Wochen sieht der straffe Zeitplan vor. Darin muss auch die Inspektion der Matrix-Turbinen Platz finden.

Ein kurzer Blick in eine der trockengelegten Matrix-Turbinen.

Im Gegensatz zur Kaplan-Turbine hat die Matrix-Turbine keine verstellbaren Laufrad-Schaufeln. Sie ist wesentlich wartungsärmer als die Kaplan-Turbine und kann auch geringe Gefälle wie hier am Donaukanal nutzen. Zum Vergleich: während das Kraftwerk Nußdorf nur ein Gefälle von 5 Metern aufweist, nutzen die Kaplan-Turbinen beim Kraftwerk Altenwörth ein Gefälle von 14 Metern.

Noch nicht ganz dicht: Zusammen mit Lieferanten will Hirschl das Problem der undichten Dammbalken für künftige Revisionen lösen.

Damit das Kraftwerk weiterhin pro Jahr Strom für 8.000 Wiener Haushalte erzeugen kann, ist Eile geboten, denn in der wasserarmen Winterzeit sollen auch noch andere Kraftwerken die plangemäßen Turbinen-Instandhaltungen erledigt werden.

Schnell und sauber arbeiten, die nächste Revision steht schon an.