Nachhaltigkeit und Energiewende 09.04.2019

„Mein Antrieb ist nachhaltiger Wein“

Rudi Hofmann spricht über den CO2-Fußabdruck von Weinbetrieben, neuen Lebensraum für Flora und Fauna und den Wechsel zu VERBUND-Strom aus Wasserkraft.

Rudi Hofmann zeigt stolz seinen lebendigen Boden.
Schwarzes Gold: Lebendiger Boden ist die Basis für die Spitzenweine von Rudi Hofmann. © Weingut Rudolf Hofmann
Knips. Knips. Während andere hinter dem wohligen Kachelofen sitzen, gibt es für Rudi Hofmann auch im Winter viel zu tun. Die kalten Monate sind nämlich die Zeit für den Rebschnitt. Knips. Knips. Ausgestattet mit warmer Kleidung und einer Rebschere verbringt der Bio-Weinbauer bis zu acht Stunden täglich im Garten seines Weinguts im niederösterreichischen Traismauer. An der frischen Winterluft kommen ihm die besten Ideen – etwa beim Strom auf saubere Energie aus Wasserkraft von VERBUND umzusteigen. 
Die Weingärten im Traisental aus der Vogelperspektive.
Weingärten im Herbst: Das Traisental ist für Naturliebhaber eine echte Perle. © Gebietsvinothek Traismauer, weinartzone.at

Kleiner CO2-Fußabdruck als Antrieb

„Die Donau fließt hier gleich vor der Türe – es wäre schade, das Wasser nicht zu nutzen“, meint der bekennende Wasserkraftfan. Der grüne Energieträger passt perfekt in Hofmanns Philosophie: Im Jahr 2006 gründete er die Arbeitsgruppe „Sustainable Winegrowing Traisental“, die sich mit dem Thema Umweltressourcen auf wissenschaftlicher Basis beschäftigt. „Wir haben die Carbon-Footprint-Analyse als Ansatz gewählt“, schildert der Winzer. „Unser Antrieb war, den CO2-Gesamtfußabdruck im Winzereibetrieb zu senken.“  Wie lässt sich der Traubenanbau nachhaltiger gestalten? Ist ein Kork- oder ein Schraubverschluss auf den Weinflaschen umweltfreundlicher? Die Verpackung des Weins wurde von der Arbeitsgruppe ebenso unter die Lupe genommen, wie die Prozessschritte bei der Herstellung. Die Ergebnisse mündeten 2015 in der Entwicklung des Zertifikats Sustainable Austria, eines österreichweiten Nachhaltigkeitssiegels für Winzerbetriebe.

Renaturierung im Weingarten und an der Traisen

Mit VERBUND verbindet Hofmann jedoch mehr als nur saubereren Strom. „Wir haben ähnliche Zugänge zum Thema Nachhaltigkeit“, so der 49-Jährige. Als Beispiel nennt er die Renaturierung des unteren Traisentals. Hier entstehen im Rahmen des Projekts LIFE+ Traisen neue Habitate für viele Tier- und Pflanzenarten. Diese Mission verfolgt Hofmann auch in seinem 15 Hektar großen Weingut. „Wir möchten möglichst viel Lebensraum für Nützlinge – wie Insekten oder wilde Kräuter – schaffen“, erzählt er. „Unser Ziel ist, Flora und Fauna im System Weingarten zu stabilisieren und so einen Ausgleich zur landwirtschaftlich genutzten Fläche zu schaffen.“

Wasser nutzen mit Verantwortung 

Für die Zukunft hat Hofmann bereits weitere Ideen im Kopf – etwa zum Thema Wassernutzung. „Der errechnete Wasserbedarf für eine flächendeckende Bewässerung des Weinbaugebietes Traisental entspricht dem einer Kleinstadt“, so der Nachhaltigkeitsexperte. Wie lässt sich die Bewässerung gestalten, ohne Trinkwasser zu verbrauchen? „Ein Ansatz wären Wasserreservate, die im Herbst mit überschüssigem Regenwasser und im Frühling mit Schmelzwasser gefüllt werden. Ein derartiges System würde helfen, den gesamten Grundwasserkörper im unteren Traisental positiv zu beeinflussen und somit die Trinkwasserreserven zu stabilisieren“, überlegt Hofmann. Ein anderes Zukunftsthema betrifft den Tourismus. Rudis Frau Burgi Hofmann-Koschak betreut seit 2018 die Gebietsvinothek im Schloss Traismauer, sowie die Tourismusinformation im Ort. „Wir Weinbauern tun viel Gutes für unser Ökosystem und da liegt es nahe, das auch touristisch erlebbar zu machen“, sagt Hofmann.
Am Weingut Hofmann wächst neben Weinreben auch wilde Kamille.
Wein und wilde Kamille in Harmonie: Am Weingut Hofmann wächst und gedeiht es. © Weingut Rudolf Hofmann
An dieser Stelle schweift unser Blick noch einmal über den Weingarten und die winterliche Traisen. Und wir überlassen Rudi Hofmann wieder den Rebstöcken, seinem Antrieb und seinen Gedanken. Knips. Knips.