Österreichs Stromnetz braucht dringend Modernisierung

31.01.2007Wien

"Das österreichische Hochspannungsnetz ist den zunehmenden Ansprüchen, die sich aus dem europaweiten Energiehandel und dem steigenden Energieverbrauch ergeben, nicht mehr gewachsen. Daher müssen wir unser Stromnetz – insbesondere durch den Bau der 380-kV-Leitungen in der Steiermark und Salzburg – dringend modernisieren, um vor allem die Versorgungssicherheit in Österreich nicht zu gefährden“, erklärte Heinz Kaupa, Vorstandsdirektor der VERBUND-Austrian Power Grid AG (APG), Österreichs führenden Stromtransporteurs.

Kaupa begrüßte ausdrücklich die Maßnahmen, die gestern von der UCTE, dem Verband der europäischen Stromnetzbetreiber, in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem EU-Energiekommissar Andris Piebalgs gefordert wurden, um das Risiko von Black-outs, wie jenes vom 4. November, künftig auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Dazu gehören eine Verpflichtung zur Stärkung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit der Netzbetreiber, beispielsweise durch gemeinsame Schulungen und Sicherheitstrainings. Bei erforderlichen Leitungsabschaltungen müssen sorgfältigste Sicherheitsanalysen vorgeschrieben werden, um deren Zulässigkeit und die Auswirkungen genau beurteilen zu können. Nicht zuletzt soll ein europäisches Informationssystem aufgebaut werden, um Störungen sofort erkennen zu können und entsprechende Maßnahmen, beispielsweise das Hochfahren von Reservekraftwerken, unverzüglich einleiten zu können.

Das Black-out im November hatte seinen Ausgangspunkt in Norddeutschland im Netz der E.ON., die das so genannte (n-1)-Sicherheitskriterium verletzte. „Das bedeutet, dass beim Ausfall oder der Abschaltung einer Hochspannungsleitung oder eines Transformators gewährleistet sein muss, dass der zusätzliche Lastfluss von anderen Teilen des Netzes aufgenommen werden kann. Dies war damals nicht der Fall und es kam zu einer folgenschweren Kettenreaktion, von der letztlich 10 Millionen Menschen in Europa und etwa 60.000 in Österreich betroffen waren“, erklärte Kaupa.  In Österreich ist die Einhaltung der (n-1)-Sicherheit aufgrund der fehlenden 380-kV-Lückenschlüsse nicht durchgehend gewährleistet. „Damit sind wir definitiv eine Schwachstelle im europäischen Höchstspannungsnetz“, betonte Kaupa.

„Die Empfehlungen der EU-Kommission zur Stärkung der Netzsicherheit werden von uns vollinhaltlich unterstützt“, sagte Kaupa und kritisierte zugleich die schwierigen Rahmenbedingungen, die der APG diesbezüglich in Österreich gestellt werden. „Wir müssen und wollen in den Leitungsbau investieren, können dies aber aufgrund der langwierigen Genehmigungsverfahren nicht im geforderten Ausmaß tun“, verwies Kaupa insbesondere auf die Lücken im heimischen 380-kV-Netz.

Die APG hat bereits frühzeitig ein umfangreiches Aus- und Weiterbildungsprogramm auf allen Ebenen implementiert und ein Schulungsprogramm sowie regelmäßige Krisenübungen umgesetzt, um für Ernstfälle bestmöglich gerüstet zu sein. Die Aus- und Weiterbildung umfasst auch Simulationsübungen zu Netzausfällen, die in Deutschland durchgeführt werden.