Neuer Wanderweg für Donau-Fische
In knapp eineinhalb Jahren entstand im 20. Wiener Gemeindebezirk, mitten im urbanen Umfeld der Bundeshauptstadt, eine Fischwanderhilfe der besonderen Art. Diese ist nicht nur außergewöhnlich groß, sondern untertunnelt sogar die historische Schemerlbrücke aus 1898. Dank umfangreicher Spezialtiefbauarbeiten fügt sich das Wasserbauwerk auf engstem Raum in das Otto Wagner-Ensemble des Brigittenauer Sporns ein. Heute wurde die Fischtreppe von Infrastrukturminister Jörg Leichtfried und der stellvertretenden Sektionschefin des BMLFUW Dorith Breindl, dem Vorstand VERBUND AG und der Geschäftsführung von DHK und viadonau feierlich eröffnet.
Seit mehr als 10 Jahren liefert das Kleinkraftwerk Nußdorf Energie für Wiens Bevölkerung. Viele Fließgewässertiere brauchen jedoch für ihren natürlichen Lebenszyklus verschiedene Lebensräume. Kraftwerksstaustufen stellen dabei meist ein unüberwindbares Hindernis dar. „Mit der neuen Fischwanderhilfe Nußdorf“, so Infrastrukturminister Leichtfried anlässlich der Eröffnung, „beseitigen wir die Barriere zwischen Donau und Donaukanal und sorgen dafür, dass dieser Lebensraum wieder zusammenwächst. Damit heißt es Bahn frei für unsere heimischen Fische: Sie können jetzt wieder stromaufwärts wandern und laichen. Wir geben ihnen ein Stück Natur zurück und sichern ihr Fortbestehen auch in Zukunft.“ Auch der genetische Austausch wird durch Fischerwanderhilfen gefördert. Dies wirkt sich natürlich auch auf die Fischpopulationen einzelner Gewässerabschnitte aus. Außerdem steigen die Chancen, die jeweils für ihr Entwicklungsstadium erforderlichen Lebensbedingungen im Fluss aufzufinden. Auf diese Weise spielen Fischaufstiegshilfen oder auch Fischtreppen sowohl für den Artenschutz als auch bei der Renaturierung verbauter Gewässer, die geeigneten Lebensraum schafft, eine wichtige Rolle.
Außergewöhnliches Wasserbauwerk
Über den Weg der Fischaufstiegshilfe Nußdorf werden Fische in Zukunft einen Höhenunterschied von rund 3,6 Meter überwinden. Auf einer Länge von ca. 320 Metern wurden insgesamt 37 Wanderbecken („vertical slot“ oder auch „Schlitzpass“) errichtet. Ebenso bemerkenswert: Die Untertunnelung der im Jahr 1898 fertiggestellten Schemerlbrücke stellt eine bisher einzigartige Lösung bei Fischaufstiegshilfen dar. „Gerade im städtischen Umfeld ist es wichtig, der Natur ihre Freiräume zu belassen oder, wo dies möglich ist, zurückzugeben. Durch die moderne Fischtreppe in Nußdorf bedeutet das Kraftwerk nicht mehr „Endstation“ für wanderfreudige Flusstiere, sondern eine neue Chance, ihren Bestand dauerhaft zu sichern – ein wichtiger Schritt für nachhaltigen Artenschutz“, zeigte sich Umweltstadträtin Ulli Sima erfreut über die Fertigstellung des Wasserbauwerks.
Die Wiederherstellung der Fischpassierbarkeit erfolgte gemäß den Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie und des Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplans. Die Planung orientierte sich eng am Leitfaden zum Bau von Fischaufstiegshilfen für die Donauleitfischart Wels. Dorith Breindl, stellvertretende Leiterin der Sektion Wasser im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betont anlässlich der Eröffnung: „Um den ökologischen Zustand zu verbessern, setzen wir nicht nur Maßnahmen zur Gewässerreinhaltung, sondern auch zur besseren Gewässerstruktur. So werden Fischaufstiegshilfen errichtet, Wasserlebensräumen vernetzt und Hindernisse im Gewässer umgebaut. Daher unterstützt das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auch das Projekt der Fischaufstiegshilfe Nußdorf und hat mit rund 2,5 Mio. Euro maßgeblich die Finanzierung dieser Maßnahme ermöglicht.“
„Als größter Stromerzeuger aus Wasserkraft in Österreich wissen wir, was wir den Gewässern schuldig sind. Das Projekt in Nußdorf ist ein mustergültiges Beispiel für die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten für das Ziel einer gesunden, artenreichen Gewässerlandschaft“, so Günther Rabensteiner, Vorstandsmitglied der VERBUND AG.
Die Stadt Wien, Fachabteilung MA 45 – Wiener Gewässer, hat das Projekt 2008 als Maßnahme in den Ersten Nationalen Gewässermanagementplan (NGP) eingebracht. Die ersten Planungen und Grundsatzvereinbarungen mit Partnerinnen und Partnern bis hin zur ersten wasserrechtlichen Einreichung erfolgten durch die Expertinnen und Experten der Fachabteilung. Danach wurde die finale Planung und bauliche Umsetzung an viadonau übergeben. Die Stadt Wien ist mit rund einem Sechstel der Gesamtkosten am Projektbeteiligt.
Initiiert wurde die bauliche Umsetzung durch die DHK – Donau Hochwasserschutz Konkurrenz in enger Kooperation mit VERBUND Hydro Power GmbH. Die gelungene Errichtung wurde durch die Finanzierung der drei Gesellschafter der Kraftwerk Nußdorf GmbH, VERBUND Hydro Power, evn naturkraft und Wien Energie mit der Unterstützung durch das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie, der Stadt Wien, den Wiener Fischereiausschuss sowie den NÖ Landesfischereiverband sichergestellt.