VERBUND-Energiefrühstück: Versorgungssicherheit im Fokus

14.09.2017Wien
Der steigende Anteil wetterabhängiger erneuerbarer Energien am Erzeugungsmix erhöht die Herausforderungen für die Versorgungssicherheit. Das Netzmanagement wird komplexer, die Flexibilität im System wichtiger und der Bedarf an gesicherter Leistung steigt. Beim VERBUND-Energiefrühstück am 14. September diskutierten Ulli Sima, Stadträtin für Umwelt und Wiener Stadtwerke, Georg Rebernig, Geschäftsführer Umweltbundesamt und  Gerhard Christiner, Technischer Vorstandsdirektor, APG mit VERBUND-CEO Wolfgang Anzengruber über aktuelle Entwicklungen und die jetzt erforderlichen Weichenstellungen zur Versorgungssicherheit.

Die Energiesysteme ändern sich weltweit. Die Megatrends der Energiewende sind nicht auf einzelne Länder beschränkt, sondern beeinflussen und verstärken einander wechselseitig. Der  fundamentale Systemwandel und die Herausforderungen zeigen sich im Strommarkt sehr deutlich. Die Anforderungen an das Systemmanagement nehmen analog zur Dynamik der Transformation rapide zu. 

Netzinfrastruktur stärken 
In den letzten Jahren müssen Stromnetzbetreiber wie die Austrian Power Grid (APG) immer häufiger zu Notmaßnahmen greifen, um das Stromnetz stabil zu halten. Hauptgrund dafür ist, dass der Ausbau der Stromnetze nicht mit dem raschen Umbau des Kraftwerksparks in Richtung erneuerbarer Energien, vor allem Windkraft und Sonnenenergie,  Schritt halten kann. „Angesichts des unzureichenden Ausbaustatus des österreichischen Stromübertragungsnetzes sind Notmaßnahmen zur Netzstabilisierung für die APG in den letzten Jahren sogar zur Routine geworden. Dazu zählen Maßnahmen wie die Einschränkung von Stromhandelsaktivitäten über die Ländergrenzen hinweg genauso, wie der Eingriff in den marktbestimmten Einsatz der Kraftwerke – der sogenannte Redispatch“, so Gerhard Christiner, Technischer Vorstandsdirektor, APG. „Diese Maßnahmen sind sehr kostspielig. Bis dato sind im laufenden Jahr 2017 bereits weit über 200 Mio. Euro unter diesem Titel angefallen.“

Um für solche Situationen in Zukunft bestmöglich gerüstet zu sein, bedarf es eines verstärkten Fokus auf die Strom-Versorgungssicherheit. Die Stärkung der heimischen Stromerzeugung, der Netz- und Speicherkapazitäten sowie die verstärkte Abstimmung von Erzeugung und Verbrauch sind dafür notwendige Antworten. 

„Ohne Netzausbau keine Energiewende“, betont VERBUND CEO Wolfgang Anzengruber. „Ein Ausbau der Netze ist unabdingbar, um die effiziente Integration der wachsenden Anteile volatiler erneuerbarer Erzeugung sicherzustellen.“  Eine Verfahrensbeschleunigung sei hier unumgänglich. „Um den Netzausbau rasch umzusetzen, braucht es eine Gleichstellung des Übertragungsnetzes mit Straße und Schiene in genehmigungstechnischem Sinn, indem Bürgerbeteiligung, Trassensicherung und Bewusstseinsbildung mit anschließendem UVP-Verfahren auch für Projekte des Übertragungsnetzes bundesweit einheitlich geregelt werden.“

Gaskraftwerke für die Versorgungssicherheit
„Derzeit benötigen wir moderne Gaskraftwerke, um einen hohen Grad an Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Gleichzeitig müssen wir die erneuerbare Stromerzeugungskapazität massiv ausbauen, um unseren Klimaschutz-Verpflichtungen nachzukommen.“  Georg Rebernig, Geschäftsführer Umweltbundesamt, fordert neben dem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien sowie der  Verbesserung der Energieeffizienz auch den starken Fokus auf Investition und Innovation ein. „Investitionen in die Leitungs- und Speicherinfrastruktur sowie Innovationen etwa im Bereich Demand Side Management, Dezentralisierung und Effizienzsteigerung werden auch in einer Zukunft ohne fossile Energieträger eine sichere Strom- und Energieversorgung ermöglichen.“

„Gas-Kraftwerke wie jene der Wien Energie leisten einen unverzichtbaren Beitrag für die Versorgungssicherheit Österreichs“, bestätigt Ulli Sima, Stadträtin für Umwelt und Wiener Stadtwerke. Damit dieser wesentliche Beitrag  zur Sicherung der Stromversorgung, trotz extrem schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen, weiterhin erbracht werden kann, müssen die Kraftwerke in Zukunft für mindestens 5 Jahre eine angemessene Vergütung erhalten.“

Von der Stromwende zur Energiewende

Mittels Ablöse  fossiler Energieträger durch erneuerbaren Strom können beispielsweise im Raumwärme-Bereich, aber auch in der Mobilität substanzielle CO2-Einsparungen erzielt werden. „Durch die Umstellung des PKW-Straßenverkehrs auf Elektromobilität  ließen sich die CO2-Emissionen um bis zu 80 % verringern“, so Anzengruber. „Auf Basis eines durchschnittlichen Verbrauchs und einer durchschnittlichen Fahrleistung ergibt sich daraus ein zusätzlicher Strombedarf von rund 9 TWh, also etwa 13 % vom aktuellen österreichischen Gesamtbedarf.“ Kann dieser Mehrbedarf an Grünstrom aus heimischer Erzeugung gedeckt werden? Ja – die von Oesterreichs Energie erarbeitete Stromstrategie Empowering Austria sieht den Erneuerbaren-Anteil an der Stromerzeugung 2030 bei 85 % liegen. Dies entspricht einer zusätzlichen Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in der Höhe von rund 20 TWh, wovon jeweils rund ein Drittel auf Wasser, Wind und PV entfallen sollen. 
 
Ingun Metelko Ingun Metelko

Unternehmenssprecherin

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