Kraftwerk Braunau-Simbach: Spatenstich für das Projekt „Durchgängigkeit und Lebensraum“

14.07.2023Braunau, Kirchdorf am Inn, Simbach

Mit den Mitteln des EU-LIFE-Programms und der Zusammenarbeit von Partner:innen aus Bayern und Oberösterreich ist es möglich, umfassende Maßnahmen umzusetzen, die weit über den eigentlichen Kraftwerksbereich hinausgehen. Der Spatenstich für das Projekt „Durchgängigkeit und Lebensraum“ beim Grenzkraftwerk Braunau-Simbach am Inn ist der erste Umsetzungsschritt.

Um die Passierbarkeit des Kraftwerks Braunau-Simbach für Wasserlebewesen herzustellen, wird auf bayerischer Uferseite ein neues, dynamisch dotiertes Umgehungsgewässer vom Oberwasser des Kraftwerks bis ins Unterwasser errichtet. Neben der Gewässervernetzung entsteht so langfristig neuer Fließgewässerlebensraum, der für alle Fischarten in allen Lebensstadien nutzbar ist. Auch zu Land entstehen neuen Lebensräume, da neu geschaffene Kiesbänke insbesondere kiesbrütende Vögel beheimaten werden.
 
Ausgehend von den Erfahrungen beim Projekt „Durchgängigkeit und Lebensraum“ beim Kraftwerk Ering-Frauenstein hat VERBUND ein ähnliches Projekt für das Umfeld des Kraftwerks Braunau-Simbach entwickelt: Gewässer werden vernetzt, Auen dynamisiert und Lebensräume zu Land und zu Wasser entstehen. 
 
Achim Kaspar, VERBUND Vorstandsmitglied verantwortlich für die Erzeugung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit bei VERBUND, betonte beim Projektauftakt die Bedeutung der Wasserkraft für die Gesellschaft und für unsere Energiezukunft: „Die Wasserkraft ist in Bayern wie in Österreich die  wichtige Säule der Erneuerbaren Erzeugung und der Garant für Versorgungssicherheit  – heute und in Zukunft. Mit Investitionen im Umfang von 15 Mrd. Euro in den kommenden 10 Jahren ist VERBUND voll auf die Energiezukunft ausgerichtet. Alleine bis 2025 sind 1,24 Mrd. Euro für die Wasserkraft vorgesehen“ Mit Blick auf die Zukunft betonte Kaspar die Notwendigkeit und Möglichkeit, mehr Strom aus Wasserkraft zu erzeugen: „Eine Erneuerbare Zukunft ohne Wasserkraft ist nicht vorstellbar und sie ist ökologisch umsetzbar, wie wir jeden Tag beweisen. Am Inn sind 800 Mio. Euro für die Modernisierung unserer Kraftwerke vorgesehen, um aus dem Bestand mehr Strom zu erzeugen. Wir denken aber auch an den verantwortungsvollen Ausbau, etwa an der Unteren Salzach oder beim Energiespeicher Riedl. Parallel dazu investiert VERBUND 400 Mio. Euro in ökologische Maßnahmen für eine nachhaltige Wasserkraft in Österreich und Bayern“
 
Karl Heinz Gruber, Geschäftsführer der VERBUND Grenzkraftwerke, betonte das ökologische Selbstverständnis der Wasserkraft bei VERBUND: „Wir sind immer darum bemüht, die Herstellung der Durchgängigkeit möglichst auch zur Schaffung von neuen Lebensräumen zu Land und zu Wasser zu nutzen. Damit geben wir  der Natur etwas zurück, was in den vergangenen Jahrhunderten durch die verschiedensten menschlichen Nutzungen in den Regionen abhandengekommen ist“.  Dass das funktioniert, zeigen umfangreiche Monitoring-Aktivitäten bei bereits hergestellten Fischwanderhilfen, wie zum Beispiel beim Kraftwerk Ering-Frauenstein, wo die Wanderung von 36 verschiedenen Arten dokumentiert wurde. „Diese Ergebnisse belegen die hohe Eignung des auch hier beim Kraftwerk Braunau-Simbach geplanten naturnahen Umgehungsgewässers. Alleine für den Inn zwischen Bayern und Österreich bzw. in Bayern haben wir bis 2027 Investitionen in Höhe von 100 Mio. Euro für ökologische Maßnahmen vorgesehen.“ Dass der Maßnahmenumfang deutlich über die Kraftwerksbereiche hinausgeht, ist der guten Zusammenarbeit mit Partner:innen sowie dem LIFE-Förderprogramm der EU zu verdanken: „Die Finanzierungsbeiträge machen es uns möglich, größer und vernetzt zu denken. Mit den beiden LIFE-Projekten „LIFE Riverscape Lower Inn“ und „LIFE Blue Belt Danube-Inn“ wird Ende dieses Jahrzehnts die Donau wieder vom Eisernen Tor an der Grenze Serbien-Rumänien bis Passau und weiter am Inn sowie auch in die Salzach für Wasserlebewesen passierbar“
 
Anlässlich des Spatenstichs bedankten sich Achim Kaspar und Karl Heinz Gruber bei den  Projektpartnern von „LIFE Riverscape Lower Inn“, der Regierung von Niederbayern als Höhere Naturschutzbehörde, beim Landesfischereiverband Bayern, bei der Abteilung Naturschutz des Amtes der Oberösterreichischen Landesregierung sowie beim Oberösterreichischer Landesfischereiverband

Über das Projekt „Durchgängigkeit und Lebensraum“ beim Kraftwerk Braunau-Simbach

Der Maßnahmenbereich beginnt oberhalb des Kraftwerks Braunau-Simbach auf bayerischer Uferseite bei Inn-Kilometer 63,0 und erstreckt sich bis ins Unterwasser des Kraftwerks bei Inn-Kilometer 60,6. Das neue Umgehungsgewässer wird eine Länge von etwa 3,1 km haben und einen Höhenunterschied von ca. 10,50 m überwinden. Der Durchfluss im Umgehungsgewässer wird jahreszeitlich angepasst und der natürlichen Dynamik nachempfunden zwischen 2.000 und 6.000 Litern pro Sekunde betragen. Die Inbetriebnahme ist für den Sommer 2024. Die Kosten werden mit rund 8,2 Mio. Euro veranschlagt, wobei Anteile über das LIFE-Programm der EU gefördert werden. 

 “LIFE Riverscape Lower Inn” und „LIFE Blue Belt Danube-Inn“

VERBUND ist unter anderem Betreiber der Wasserkraftwerke am Inn und der Donau und bekennt sich zum Miteinander von Natur, Umwelt und nachhaltiger Stromerzeugung aus regenerativer Wasserkraft. Zur Herstellung der Durchgängigkeit und zur Schaffung von naturnahmen Lebensraum hat VERBUND in den letzten beiden Jahrzehnten bereits 4 LIFE Projekte an der Donau umgesetzt und war an einem weiteren beteiligt. 

Im Rahmen des 2020 begonnenen grenzüberschreitenden LIFE Projekts „Riverscape Lower Inn“ werden nun neben umfangreichen Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung der Flusslandschaft am Unteren Inn an der Grenze zwischen Bayern und Oberösterreich bis 2028 auch Umgehungsgewässer an den Innkraftwerken Egglfing-Obernberg und
Braunau-Simbach errichtet. Außerdem wird im Zuge des 2021 gestarteten LIFE Projekts „Blue Belt Danube-Inn“ bis 2029 mit der Errichtung von Fischwanderhilfen bei den Donaukraftwerken Ybbs-Persenbeug, Aschach und Jochenstein sowie bei den Innkraftwerken Passau- Ingling und Schärding-Neuhaus die Fischwanderung an der Donau vom Eisernen Tor an der Grenze Serbien-Rumänien bis Passau und weiter am Inn bis
nach Tirol und ins Engadin sowie auch in die Salzach ermöglicht. Darüber hinaus sind an den Donau- und Inn-Stauräumen auch gewässerökologische Maßnahmen wie Entlandungen und Uferstrukturierungen geplant.

Die Kosten werden für die Projekte "LIFE Riverscape Lower Inn” und „LIFE Blue Belt Danube-Inn“ mit rund 30 Mio. Euro bzw. 65 Mio. Euro veranschlagt, wobei 8,2 Mio. Euro bzw. 8,5 Mio. Euro über das LIFE-Programm der EU gefördert werden. 

Kontakt

Portrait Florian Seidl Florian Seidl

Pressesprecher Region Ost

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LIFE Riverscape Lower Inn

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Ökologische Aufwertung der Flusslandschaft am Unteren Inn und Fischwanderhilfen für Egglfing-Obernberg und Braunau-Simbach 

Zum Projekt

LIFE Network Danube Plus

Luftbild von Altarm, Fischwanderhilfe und Donau bei Altenwörth

Fischpassierbarkeit und neuer Lebensraum an der Donau zwischen Altenwörth und Greifenstein

Projekt LIFE Network Danube Plus