Q1-2/2009: Verbund sichert starke Position in schwierigem Marktumfeld

28.07.2009Wien

Nach den guten Kennzahlen in Q1/2009 präsentiert der Verbund für das erste Halbjahr 2009 wieder eine gute operative Ergebnisentwicklung, die jedoch durch negative Einmaleffekte gekennzeichnet ist.

Die Umsatzerlöse stiegen um 1,1 % auf 1.667,8 Mio. Euro, das Operative Ergebnis sank um 5,4 % auf 533,7 Mio. Euro und das Konzernergebnis reduzierte sich um 16,1 % auf 359,9 Mio. Euro. Doch auch in einem schwierigen Marktumfeld konnte der Konzern seine Position in Österreich und in Europa weiter stärken.

Die operative Geschäftsentwicklung des Verbund-Konzerns in den Quartalen 1-2/2009 ist weiterhin stabil. Dennoch geht die massive weltweite Wirtschaftskrise nicht spurlos am Energiesektor vorbei und hat auch den Verbund erreicht. Der Konzern hat deshalb seine Strategie angepasst. Verbund-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Anzengruber fasst zusammen: "Wir fokussieren unser Geschäftsmodell, reduzieren die Geschäftsrisiken weiter und investieren vornehmlich in entwickelte Strommärkte." Der Verbund investiert 2009 mehr als 1 Mrd. Euro. Durch seine antizyklische Investitionstätigkeit, überwiegend in erneuerbare Energien und Stromnetze, will das Unternehmen von einer kommenden wirtschaftlichen Aufschwungphase verstärkt profitieren.

Starke Position gefestigt
Vor diesem Hintergrund konnte der Verbund in den Quartalen 1-2/2009 seine starke Position im europäischen Strommarkt weiter festigen. Durch die im Juni erfolgte Unterzeichnung eines Kaufvertrags für 13 Wasserkraftwerke des deutschen Stromversorger E.ON am bayerischen Inn steigt der Verbund zum viertgrößten Wasserkraft-Konzern Europas auf. Gestärkt hat der Verbund auch seine Position als führendes Elektrizitätsunternehmen in Österreich: Der Konzern wird den Landesenergieversorgern EVN und Wien Energie zwischen 2010 und 2013 insgesamt 10 TWh heimischen Wasserkraftstrom liefern: Das ist mehr als ein Drittel einer Verbund-Jahresstromproduktion. Der entsprechende Vertrag wurde vor wenigen Wochen unterzeichnet.

Niedrige Spotmarktpreise und Einmaleffekte belasten Ergebnis
Die Ergebnisentwicklung war im Wesentlichen von drei Faktoren geprägt: den niedrigen europäischen Spotmarkt-Preisen für Strom, einer überdurchschnittlichen Wasserführung und negativen Einmaleffekten.

Das Spotmarkt-Preisniveau für Strom ging in den Quartalen 1-2/2009 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 35 % stark zurück. Dieser Rückgang ist Folge des gesunkenen Niveaus der CO2-Spotmarktpreise, der wesentlich niedrigeren Preise für Primärenergieträger und der geringeren Nachfrage für Strom. Auch die Preise für Quartals- und Monatsforwards waren rückläufig. Der Verbund verkauft etwa 40 % seiner Eigenerzeugung auf Basis von Spotmarktpreisen sowie Quartals- und Monatsforwards. Die restlichen 60 % wurden im Rahmen der bewährten Hedging-Strategie bereits ein Jahr im Voraus, zu noch deutlich besseren Strompreisen verkauft.

Positiv auf das Quartalsergebnis wirkte die überdurchschnittliche Wasserführung in Österreichs Fließgewässern. Der Erzeugungskoeffizient lag in den Quartalen 1-2/2009 mit 1,07 um 7 % über dem vieljährigen Durchschnitt und um 3 % über dem Vorjahreswert. Somit konnte in den Laufkraftwerken mehr Strom erzeugt werden. Aber auch  die Erzeugung der Speicherkraftwerke konnte infolge der gegenüber 2008 höheren Speicherstände zu Jahresbeginn und guter Zuflussbedingungen aus der Schneeschmelze gesteigert werden. Die Wasserkrafterzeugung des Verbund-Konzerns stieg insgesamt um 4,0 % oder 519 GWh. Diese zusätzlichen Mengen konnten überwiegend allerdings nur auf Basis des oben beschriebenen geringen Spotmarktpreisniveaus verkauft werden, wodurch der positive Effekt der zusätzlichen Mengen gedämpft wurde.

Die Ergebnisentwicklung des Verbund war, wie schon im Quartal 1/2009, von bilanziellen Sondereffekten geprägt, die in Summe negative Auswirkungen auf das Operative Ergebnis im Ausmaß von rund 65 Mio. Euro und auf das Finanzergebnis im Ausmaß von rund 10 Mio. Euro hatten. Die negativen Einmaleffekte im Operativen Ergebnis betrafen vor allem außerordentliche Instandhaltungen und Wertberichtigungen für Brennstoffe. Darüber hinaus reduzierten sich die Netzerlöse auf Grund der Novellierung der Systemnutzungstarife-Verordnung.

Verbund ist Nr. 4 im europäischen Wasserkraft-Ranking
Im Juni 2009 konnte der Verbund mit der deutschen E.ON einen Kaufvertrag über 13 Laufwasserkraftwerke am bayerischen Inn mit einer installierten Leistung von 312 MW und einer jährlichen Erzeugung von 1.847 GWh unterzeichnen. Mit dieser Transaktion steigt der Verbund in der Riege der europäischen Stromerzeuger aus Wasserkraft um einen Rang auf Platz vier auf. Der Preis für die Kraftwerkskette setzt sich aus einem Baranteil und einem 20-jährigen Liefervertrag für Strom aus unserer Kraftwerksgruppe Zemm/Ziller zusammen. Der Verbund wird für die 13 Innkraftwerke eine Gesellschaft in Deutschland führen und beabsichtigt, interessierten bayerischen Kommunen einen Anteil von bis zu 30 % an dieser Gesellschaft anzubieten. Das Closing der Transaktion und damit die Übernahme der Kraftwerke ist, vorbehaltlich kartellrechtlicher Genehmigungen, für das Quartal 3/2009 geplant.
"Die Wasserkraft ist und bleibt unser starkes Rückgrat. Unser ambitioniertes Ziel ist es, zum drittgrößten Wasserkrafterzeuger in Europa aufzusteigen", so Anzengrubers Vision für die kommenden Jahre.

Aktivitäten in Italien, Frankreich und der Türkei verstärkt
Auch seine erfolgreichen Joint Ventures im Ausland entwickelte der Verbund weiter. Nach der erfolgreichen Aufstockung der Beteiligung des Verbund an der italienischen Sorgenia-Group im Sommer vergangenen Jahres wurde im Juni 2009 eine weitere einseitige Kapitalzufuhr durch Umwandlung eines Convertible Bonds in der Höhe von 150 Mio. Euro durchgeführt. Der Verbund-Anteil an der Sorgenia-Group ist damit auf knapp 45 % gestiegen. Damit baute der Verbund seine Position am italienischen Markt deutlich aus.

In der Türkei folgte nach  Baubeschlüssen für das Gaskraftwerk Bandirma mit 920 MW und sieben Wasserkraftwerke mit einer installierten Leistung von rund 870 MW Ende Jänner 2009 die Umsetzungsentscheidung für den Windpark Canakkale. In der ersten Ausbaustufe ist die Errichtung von 30 MW vorgesehen, eine Ausweitung auf 60 MW ist geplant. Damit setzt das Joint Venture Enerjisa von Verbund und Sabanci Holding einen weiteren Schritt zur Umsetzung des geplanten 5.000-MW-Erzeugungsportfolios.

In Frankreich wird der Verbund im Rahmen einer Kapitalerhöhung in Höhe von 75 Mio. Euro im Quartal 3/2009 seine Anteile an der POWEO S.A. aufstocken und weitere 13,4 % des Unternehmens vom kontrollierenden Aktionär Charles Beigbeder und seiner Holding Gravitation erwerben. Mit dieser Transaktion erhöht der Verbund seine Anteile an der POWEO S.A. auf maximal 48 % und wird damit größter Aktionär in der börsenotierten Gesellschaft. Die POWEO verfügt heute über ein Portfolio an Wind- und Wasserkraft von 71 MW  und ein 412 MW starkes Gaskraftwerk in Pont-sur-Sambre, das im Quartal 4/2009 in Betrieb gehen wird. Weitere Erzeugungsprojekte sind in Entwicklung. Zusätzlich hat die POWEO rund 340.000 Endkunden akquiriert.

Steiermarkleitung transportiert ersten Strom
Nach knapp zweijähriger Bauzeit ist vor wenigen Wochen das erste Leitungssystem der 380-kV-Steiermarkleitung eingeschaltet worden. Damit ist – 27 Jahre nach den ersten Plänen - ein weiteres wichtiges, 100 km langes Teilstück des Hochspannungsrings des Verbund aktiv. Dieser Ring wird die Sicherheit der Stromversorgung in Österreich erheblich verbessern.

Ausblick
"Auch unter weiterhin schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und trotz rückläufiger Halbjahresergebnisse streben wir - ein stabiles operatives Geschäft vorausgesetzt - etwa gleichbleibende Ergebnisse wie 2008 an", so Anzengrubers Prognose für das Gesamtjahr 2009.