Gesellschaft österreichischer E-Mobilität

14.12.2009Wien

Die drei Leitunternehmen Magna, Siemens und VERBUND gründen gemeinsam die Firma Austrian Mobile Power Management GmbH & Co KG (AMP) mit dem Ziel, Elektromobilität in Österreich rasch umzusetzen.

Vor dem Hintergrund der volkswirtschaftlichen Zielsetzungen Energieeffizienz, Reduktion von Emissionen - allen voran CO2 aber auch Feinstaub oder Lärm - und Versorgungssicherheit wollen die Gesellschafter ein übergeordnet gültiges Gesamtsystem ins Leben rufen, das in Österreich aber auch grenzüberschreitend funktioniert.

Einer der größten Energieverbraucher und CO2 Verursacher ist in Europa, aber auch in Österreich, der Verkehr. Mobilität bietet daher großes Potenzial für die Substitution von fossilen Kraftstoffen durch erneuerbare Energien sowie eine Senkung des CO2-Ausstoßes und des Energieverbrauchs durch höhere Effizienz des Gesamtsystems.

VERBUND-Chef Wolfgang Anzengruber: „Der Klimawandel und die Reduktion der Treibhausgasemissionen erfordern ein neues Energiezeitalter. Strom ist die hochwertigste Energieform. Sein Anteil am Gesamtenergieverbrauch von derzeit 20% wird mit Sicherheit in Richtung 50% steigen müssen. Als größtes österreichisches Elektrizitätsunternehmen mit einem Anteil von knapp 90% erneuerbaren Energien in unserem Portfolio sind wir Teil der Lösung. Deshalb treiben wir die E-Mobilität in Österreich voran.“

Die AMP bildet die Speerspitze der im Sommer 2009 vom Verbund initiierten Plattform Austrian Mobile Power, in der die wesentlichen österreichischen Technologieunternehmen zusammenarbeiten, um die Basis für eine rasche Umsetzung der Elektromobilität in Österreich zu schaffen. Sie umfasst Spitzenrepräsentanten aus den Bereichen Fahrzeugentwicklung, Systementwicklung und Infrastruktur und  ist mittlerweile als Verein mit 12 Mitgliedern organisiert, Neu dazugekommen sind Wien Energie und Energie Steiermark sowie REWE, Infineon, The Mobility House und Raiffeisen-Leasing. Weitere Key Player wie Salzburg AG und EVN sind bereits über Projekte in die offene Plattform integriert.

Die drei Gesellschafter der AMP treiben damit aber nicht zuletzt auch die Entwicklung neuer Geschäftsfelder voran und nutzen Wachstumspotenziale. Der Erfolg der Initiative und der AMP ist von besonderem strategischem Wert für alle drei Partner.

„Siemens kann als Technologieführer viel dazu beitragen, Elektroautos in größerer Zahl auf die Straße zu bringen. Zu Beginn des UN-Klimagipfels in Kopenhagen vor einer Woche haben wir ein neues Demonstrationsfahrzeug mit einem Siemens-Elektromotor präsentiert. Der eRuf Stormster kann innerhalb von zwei Stunden mit Starkstrom aufgeladen werden. Elektromobilität und Klimaschutz haben ja viel miteinander zu tun. Die Elektroautos an sich bringen ein Höchstmaß an Energieeffizienz auf die Straße. Andererseits stehen Elektroautos als mobiler Energiespeicher in Zusammenhang mit den intelligenten Stromversorgungsnetzen der Zukunft, wenn es etwa um die Ausbalancierung des schwankenden Angebots erneuerbarer Energien im Stromnetz geht. Durch diese Smart Grids können Studien zufolge bis 2020 eine Milliarde Tonnen CO2 eingespart werden. Siemens ist bei Smart Grids in vielen Bereichen in führender Position aktiv. Wir freuen uns, dass sich die Plattform Austrian Mobile Power so gut entwickelt und wir auch in dieses Projekt unsere Expertise einfließen lassen können", so Siemens Österreich-Chefin Brigitte Ederer.

„Das Elektrofahrzeug stellt für Magna eines der wichtigsten Zukunftsthemen dar“, so Karl G. Nigl, Director of Business Development, Magna International Europe AG „Wir sprechen hier zwar nicht von einer Revolution, wohl aber von einem bedeutenden Schritt hin zu einer emissionsfreier Mobilität. Ziel ist es, ein Fahrzeug zu entwickeln und in ausreichender Stückzahl zu produzieren, das dem ursprünglichen Zweck des Automobils – Transport von A nach B – entspricht und diesen Zweck komfortabel, sicher, emissionsfrei und kostengünstig erfüllt.“

Anwendernutzen und österreichische Wertschöpfung
Die neu gegründete Gesellschaft AMP ist für die Führung der Plattform und das Projektmanagement verantwortlich und arbeitet nach folgenden Maximen: Erstens ist das erklärte Ziel bei der Entwicklung eines Gesamtsystems, den Anwendernutzen in den Vordergrund zu stellen. Das bedeutet vor allem, dass Technik und Infrastruktur einem einheitlichen – bestenfalls internationalen - Standard unterliegen. Die Plattform schreibt sich aber auch auf die Fahnen, die österreichische Wertschöpfung zu optimieren. Folgerichtig sind ihre Mitglieder österreichische Leit-Unternehmen mit internationalem Hintergrund. 

Die AMP trägt maßgeblich dazu bei, dass das ambitionierte Ziel der Plattformmitglieder erreicht wird, bis 2020 50 Mio. EUR für die Einführung der Elektromobilität in Österreich zu investieren. Die Mittel werden eingesetzt, um die Markteinführung von serienreifen Elektrofahrzeugen zu fördern, ausreichende Ladeinfrastruktur für Strom aus erneuerbaren Energien bereit zu stellen sowie kundenorientierte Mobilitäts-Dienstleistungen zu entwickeln.

Vernetzung von Modellregionen
Eine zentrale Aufgabe der Plattform ist die Vernetzung von Modellregionen für Elektromobilität in Österreich. Bei der entsprechenden Ausschreibung des Klima- und Energiefonds wurden fünf Modellregionen (mobile power regions) eingereicht. Mit allen fünf hat die AMP bereits Letters of Intent abgeschlossen, die eine einheitliche überregionale Infrastruktur garantieren. Es sind dies Wien, Graz (ELMOST), Salzburg, Vorarlberg (VLOTTE) und Kärnten (Triple City).

Die AMP wird außerdem eine führende Rolle bei der Konzeption und Etablierung mobiler Dienstleistungen übernehmen. Sie wird sich dafür einsetzen, dass für die Kunden geeignete politische Rahmenbedingungen geschaffen werden, die Integration mit dem öffentlichen Personen-(nah)verkehr sichergestellt ist und einheitliche Informations- und Kommunikationsschnittstellen zur Verfügung stehen.

Alltagstaugliches Ladekonzept
Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Ladestrategie. Im Gegensatz zu Konzepten wie dem Batterietausch setzt die AMP auf das so genannte „Charge Everywhere“ Konzept. Es gibt keine Stromtankstellen im herkömmlichen Sinn: „Getankt“ wird haushaltsverfügbarer Starkstrom aus der Steckdose, die auch über Kommunikationsschnittstellen verfügt. Jedes Fahrzeug gilt als eigener Verbraucher und wird  identifiziert. Dann kann „getankt“ werden ob zuhause, in der Garage im Büro oder während des Einkaufs im Supermarkt. Dahinter steht ein Informationssystem - eine Clearingstelle. Danach wird dann auf Basis der vorhandenen Daten  abgerechnet. Für eine optimale Verfügbarkeit müssen pro Auto bzw. Zweirad 2,3 Ladepunkte – also Stecker -  vorhanden sein.

Infrastrukturaufbau bis 2013, Serienfahrzeuge als Voraussetzung für breiten Roll-Out
Der Aufbau von Infrastruktur startet bereits in der Pilotphase ab 2010 und wird dann mit zunehmender Verbreitung der E-Fahrzeugflotte sukzessive ausgeweitet. Diese Phase dauert in etwa 3-4 Jahre. Bereits ab 2011 werden dann weltweit moderne, verbrauchsarme und reichweitenstarke Elektro-Serienfahrzeuge in entsprechender Zahl zum Kauf oder via Leasing angeboten werden. Geprüft werden auch Möglichkeiten der Ausrollung des Systems in die CEE-Nachbarstaaten mit internationalen Partnern.

Elektromobilität auf dem Vormarsch
Einer groben Kosten-Kalkulation zufolge belaufen sich die Investitionskosten bei 100.000 Fahrzeugen auf 5 Mrd. Euro; davon entfallen allein 4 Mrd. auf die Fahrzeuge, 200 Mio. auf Infrastruktur, 400 Mio. auf die Stromerzeugung sowie je 50 Mio. auf die bereits erwähnten Entwicklungskosten und die Betriebskosten der Infrastruktur. Laut einer aktuellen Studie des Umweltbundesamtes „Szenario Elektromobilität 2020“ liegt das Potenzial für straßentaugliche Elektro-PKW für 2020 bei ca. 17% der Neuzulassungen und einem Gesamtbestand von ca. 250.000 Fahrzeugen. Wie diese Studie bereits zeigt, zeichnet sich eine schnellere Entwicklung des Gesamtsystems Elektromobilität ab.

Einsparung von einer halben Million Tonnen CO2
Für die Infrastruktur bedeutet das ausgehend vom „Charge Everywhere“ Konzept 230.000 bis 575.000 Steckplätze. Ganz Österreich verbraucht im Jahr 70 TWh Strom,
250.000 Elektrofahrzeuge (das sind rund 6% aller in Österreich zugelassenen PKW) bedeuten einen Mehrverbrauch an Strom von rund 0,8 TWh  also etwas mehr als 1% des österreichischen Verbrauchs. Gleichzeitig erspart man durch die Verwendung von elektrisch betriebenen Autos eine halbe Mio. Tonnen CO2  und 225 Mio. Liter Rohöl.

Der Strom für die neue Art der Mobilität kommt aus erneuerbaren Energien: Bis 2015 errichtet bzw. plant der Verbund neue Wasserkraftwerke in Österreich, mit denen jährlich zusätzlich fast 0,9 TWh Strom erzeugbar sind. Dazu kommen 0,1 TWh, die der Verbund zusätzlich in den kommenden Jahren aus heimischer Windkraft gewinnen will. Somit kann allein der Verbund im Jahr 2015 eine Mehrerzeugung an Strom aus heimischen erneuerbaren Energiequellen von 1 TWh anbieten.