VERBUND eröffnet längste technische Fischwanderhilfe Kärntens

27.10.2014Rosegg

Landesauszeichnung „Lebensraum Wasser“ für die neue Öko-Maßnahme am Draukraftwerk Rosegg.

Der Gewässerbewirtschaftungsplan des Ministeriums für ein lebenswertes Österreich sieht die „Barrierefreiheit“ der prioritären Gewässer als wichtiges Ziel zur Verbesserung des ökologischen Zustandes unserer Fließgewässer vor. Es ist deshalb bis zum Jahr 2021 vorgesehen, in Österreich alle bedeutenden Fließgewässer, wie die Drau, durchgängig zu machen, um den Wasserbewohnern wieder naturnahe Wander- und Lebensbedingungen zu bieten. In diesem Zusammenhang errichtete VERBUND in den vergangenen Monaten an der Wehranlage St. Martin beim Draukraftwerk Rosegg-St.Jakob eine nach den neuesten Erkenntnissen ausgestattete Fischwanderhilfe. Über ein ausgeklügeltes Kammersystem können jetzt Karpfen, Forelle, Huchen, Hecht und Co. das Kraftwerk „umschwimmen“. Das Öko-Projekt wurde am Montag, dem 27. Oktober, feierlich eröffnet und vom Land Kärnten mit dem „Lebensraum-Wasser-Preis“ ausgezeichnet.
25 Millionen Euro für Umweltschutzmaßnahmen an Kraftwerken in Kärnten
„In einer fachübergreifenden engen Zusammenarbeit mit Experten, Behörden, Fischerei und Anrainern wird VERBUND im Rahmen des 1. und 2. Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplanes allein in Kärnten rund 25 Millionen Euro in Umwelt- und Naturschutzmaßnahmen investieren“, betont DI Dr. Karl Heinz Gruber, Geschäftsführer der VERBUND Hydro Power GmbH. „Dazu zählt die Herstellung der Durchgängigkeit bei unseren zehn Drau-Kraftwerken ebenso wie die naturnahe Strukturierung und Gestaltung der Stauräume und Fließstrecken“, so Gruber weiter.

Vor diesem Hintergrund entstand in den vergangenen Monaten beim Draukraftwerk Rosegg-St.Jakob eine neue Fischwanderhilfe. Diese verbindet über eine Länge von 500 m den Wasserlauf der natürlichen Drau im Bereich der Wehranlage St. Martin mit dem 16,9 m höher liegenden Oberwasserkanal des Kraftwerkes und ist als längste technische Umgehungsstrecke in Kärnten eine technische und ökologische Meisterleistung.

Wanderhilfe und Ruhezonen für Huchen, Nasen, Barben und Co.
Nach rund einem Jahr Bauzeit entstanden in dem beeindruckenden Bauwerk insgesamt 130 Pools mit 17 Ruhe- und Laichzonen. Durch spezielle Schlitze in den Pools wird die Wasserbewegung konstant ruhig gehalten und die Strömung s-förmig gelenkt. Dies entspricht dem Druckverhalten natürlicher Gewässer. Ausgerichtet ist die Wanderhilfe für die 17 - in diesem Abschnitt - nachgewiesenen Fischarten der Drau. Eine der wesentlichen davon ist der Huchen, der mit einer Länge von bis zu 1 m die größenbestimmende Fischart ist. Aber auch Seeforellen, Nasen und Barben nutzen den Aufstieg, um in ihre Laichhabitate zu gelangen. Fischwanderhilfen sind ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt.

Die sehr niedrige Fließgeschwindigkeit in den 130 Pools ermöglicht besonders Jungfischen und schwimmschwächeren Fischarten, wie der Koppe, ein müheloses Durchschwimmen. Die Bezeichnung „Fischwanderhilfe“ gibt nur einen Teil der Funktionsfähigkeit wider, schließlich dient das Bauwerk allen aquatischen Lebewesen als Wanderhilfe. Der Untergrund im Fischaufstieg ist auch ein wertvoller Lebensraum für Mikroorganismen und Kleinstlebewesen wie Larven und Fischnährtiere – daher sprechen Experten oft auch von einem Migrationskorridor.

„Lebensraum-Wasser-Zeichen“ für Fischwanderhilfe
Die Fischwanderhilfe am Wehr St. Martin wurde am Montag, dem 27. Oktober, um 11:30 Uhr von Fachreferent Mag. Reinhard Schinner in Vertretung von Landesrat Rolf Holub mit dem „Lebensraum-Wasser-Zeichen“ des Wasserreferates des Landes Kärnten ausgezeichnet. Das Bauwerk selbst ist nach der Eröffnung für die Öffent-lichkeit nicht direkt zugänglich. Neue, überaus interessant gestaltete Schautafeln unmittelbar beim R1-Drauradweg nordseitig des Flusses informieren aber in Sichtweite die Vorbeikommenden über Fakten und Funktion der neuen Fischwanderhilfe. Über ein fischökologisches Reusen- und Video-Monitoring wird in den kommenden Monaten beobachtet, wie und in welchem Ausmaß die neue „Kraftwerk-Umfahrung“ von den Flossenträgern angenommen wird.

Eckdaten zur Fischwanderhilfe
Höhenunterschied:   16,9 m zwischen natürlicher Drau und Oberwasserkanal
Gesamtlänge:    500 m
Wasserdotation:    324 - 362 Liter/Sekunde
Bauart:     enature® MultistrukturSlotFishpass
Pools:     130 enature®Pools
Schlitzweite:    35 cm
Ruhe- und Laichzonen:   17
Wasserspiegelunterschied:  13 cm (zwischen den Pools)
Linienführung der Strömung:  mäandrierend
Bauzeit:     Juni 2013 – Juni 2014
Gesamtinvestition:   1,9 Mio. Euro

Kontakt

Portrait Florian Seidl Florian Seidl

Pressesprecher Region Ost

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