Kraftakt in Kaprun: 355 Tonnen schwerer Rotor im Kraftwerk Limberg III erfolgreich eingehoben
Die Inbetriebnahme des VERBUND-Pumpspeicherkraftwerks Limberg III in Kaprun rückt immer näher. Am 9. Mai wurde als nächster Meilenstein der Rotor von Maschine 2 erfolgreich installiert. Dazu musste das 355 Tonnen schwere Stahlteil mit einem speziell für diesen Zweck ausgerichteten Deckenkran millimetergenau in den Stator eingehoben werden. Damit ist auch das letzte große Maschinenteil an seinem Einsatzort. Der nächste Härtetest wird die Nassinbetriebnahme Mitte Juni werden, wo die Maschine auf ihre Funktionsfähigkeit und Dichtheit getestet wird. Größte Genauigkeit und Nulltoleranz sind für die Ingenieur:innen von VERBUND hier entscheidend, schließlich muss der Rotor für die nächsten Jahrzehnte reibungslos unter größten Belastungen funktionieren.
Trotz modernster Technik bleibt der Rotorhub in Österreichs modernstem Pumpspeicherkraftwerk Handarbeit. Millimeter um Millimeter steuerte der Kranführer das Maschinenteil mit seinem Joystick in den Hohlraum im Stator. Die nur 4 - 5 Millimeter Spielraum wurden dabei laufend von seinen Einweisern überprüft. Eine schweißtreibende und nervenzerreißende Arbeit. Eine Schwingung des 355 Tonnen schweren Stahlkollosses hätte fatale Auswirkungen und könnte den Stator schwer beschädigen. Die Freude und Erleichterung war daher förmlich zu spüren, als der schwerste Hub des gesamten Kraftwerksprojekts gegen 23:30 Uhr erfolgreich absolviert wurde.
Davor lag gut ein Jahr an Vorarbeiten und Planungen. Da der fertige Rotor für einen Transport durch die 5,5 Kilometer an Tunneln auf der Baustelle in Kaprun viel zu groß und schwer gewesen wäre, wurde er in mühsamer Arbeit vor Ort in der Kraftwerkskaverne auf einem Montageplatz in rund 12 Monaten zusammengebaut. Lage für Lage wurden die nur 0,5mm dicken Bleche überlappend aufgestapelt, bis das letzte von insgesamt 80.000 Rotorblechen gesetzt wurde. Zu dem Zeitpunkt erreichte das Blechpaket eine axiale Länge von 3,70 Meter.
Die Drehbewegung des Rotors wandelt die Wasserkraft in elektrischen Strom im Ausmaß von maximal 240 Megawatt Leistung um. Im Unterschied zum Pumpspeicherkraftwerk Limberg II können die Maschinen von Limberg III drehzahlvariabel betrieben werden, wodurch im Turbinenbetrieb eine Leistungsspanne zwischen 20 und 240 MW pro Einheit und im Pumpbetrieb zwischen 100 und 240 MW pro Einheit möglich ist. Damit können sie nicht nur überschüssigen Strom längerfristig speichern, sondern in Sekundenschnelle zum Ausgleich von Spannungsschwankungen im Stromnetz einspringen.
Das Pumpspeicherkraftwerk Limberg III wird im September 2025 eröffnet werden. Dafür investiert VERBUND rund 572 Millionen Euro.
