Meilenstein für die Energietransformation: Energiespeicher Riedl bekommt grünes Licht
Der positive Planfeststellungsbeschluss für den Energiespeicher Riedl wurde der VERBUND Tochter Donaukraftwerk Jochenstein AG zugestellt.
Das Pumpspeicherkraftwerk “Energiespeicher Riedl“ mit einer flexiblen Leistung von 300 MW befindet sich seit dem Jahr 2012 im Planfeststellungsverfahren. In diesem Zeitraum wurde das Vorhaben von der Europäischen Kommission regelmäßig auf die Liste der Projekte von vorrangigen europäischen Interessen im Sinne der Energietransformation aufgenommen. Am 16. September 2025 wurde der Planfeststellungsbeschluss von Ministerpräsident Markus Söder im Beisein von Staatsminister Hubert Aiwanger, Umweltminister Thorsten Glauber und Landrat Raimund Kneidinger feierlich an VERBUND CEO Michael Strugl mit seinen Projektverantwortlichen des Antragsstellers der Donaukraftwerk Jochenstein übergeben.
Anfang Oktober 2025 wird mit den Arbeiten an gewässerökologischen Maßnahmen im Umfeld des Energiespeicher Riedl auf österreichischer Seite gestartet.
VERBUND CEO Michael Strugl
„Die ambitionierte Ausbauziele der Erneuerbaren bis 2045 zeigen in Bayern und Österreich gewaltige Dimensionen. Deshalb ist ein rascher Ausbau der Netze und von großtechnischen Speichern unbedingt notwendig. Die Energiespeicher Riedl übernimmt hier eine unverzichtbare Aufgabe für die Netzstabilität und die sichere Versorgung in der Region Bayern und Österreich mit sauberem Strom. Mit diesem Kraftwerksprojekt erhöht sich das Investitionsvolumen von VERBUND in die bayerische Wasserkraft auf rund 1,7 Milliarden Euro bis 2030.
Bayerns Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger
„Speicher sind für die Energiewende genauso wichtig, wie der Ausbau von Photovoltaik und Windkraft. Umso mehr freue ich mich über den Planfeststellungsbeschluss für das Pumpspeicherkraftwerk Riedl. Mit einer Speicherkapazität von 3,5 Millionen Kilowattstunden wird Riedl zu einem zentralen Baustein unseres Stromsystems. Schon heute erzeugen über eine Million PV-Anlagen in Bayern zur Mittagszeit oft mehr Strom, als gebraucht wird. Statt Anlagen in Spitzenzeiten abzuregeln, kann dieser Überschuss künftig zwischengespeichert und dann wieder eingespeist werden, wenn der Strombedarf hoch und das Angebot knapp ist. Das ist mit Blick auf den weiteren Zubau von aktuell mehr als 700 geplanten Windrädern wichtiger denn je. Riedl spart außerdem voraussichtlich jährlich über 100.000 Tonnen CO2 ein und stärkt die bayerische Wirtschaft. In Zukunft kann insbesondere auch das Chemiedreieck mit diesem Strom versorgt werden. Mein Dank gilt allen Beteiligten bei VERBUND, dem Landratsamt Passau sowie der Regierung von Niederbayern und dem Umweltministerium, die dieses komplexe Verfahren nun zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht haben.“
Landrat Raimund Kneidinger erinnerte im Rahmen des Termins in der Staatskanzlei daran, dass mit dem Beschlusserlass das bislang umfangreichste Verfahren in der Geschichte des Landratsamtes seinen Abschluss gefunden habe. Er würdigte die Leistung der damit befassten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als „ebenso sorgfältig wie unbeeindruckt von der Aufmerksamkeit, die ein solches kontrovers diskutiertes Großprojekt naturgemäß besitzt“. Beigetragen hätten dazu auch die „die sachliche und faire Mitwirkung der Verfahrensbeteiligten auf allen Seiten“.
Das Projekt Energiespeicher Riedl – Beitrag zur Energiewende
Der Energiespeicher Riedl, der von der zweistaatlichen Donaukraftwerk Jochenstein AG (DKJ) von VERBUND zur Genehmigung eingereicht wurde, ist ein hochflexibles Pumpspeicherkraftwerk mit einer Leistung von 300 MW. Der Wirkungsgrad der langfristig erprobten Technologie liegt bei rund 80 Prozent. Bei einem Stromüberangebot aus Windkraft und Photovoltaik wird mittels dieser Strom Wasser aus dem Stauraum des Donaukraftwerks Jochenstein in ein rund 330 Meter höher gelegenes Oberbecken gepumpt und dort zwischengespeichert. Bei hoher Nachfrage oder bei Engpässen im Netz wird in Sekundenschnelle Wasser aus dem Speicherbecken zu den unterirdischen Turbinen geleitet, die über Generatoren wiederum elektrische Energie erzeugen.
Das Wasser für den Energiespeicher Riedl wird der Donau aus dem Stauraum Jochenstein entnommen als auch zurückgegeben. Die Staatsgrenze zwischen Deutschland und Österreich liegt hier in der Flussmitte. Die beiden Stauräume Jochenstein und Aschach werden als Unterbecken genutzt.
Ein neuer 24 Hektar großer Speichersee mit einem nutzbaren Fassungsvermögen von rund vier Millionen Kubikmeter Wasser wird als Oberbecken verwendet. Von diesem führt ein unterirdischer sicherer Stollen zu einer ebenfalls unterirdischen Kraftstation beim Kraftwerk Jochenstein. Dort befinden sich die beiden hochflexiblen Maschinensätze mit je 150 MW Leistung. Die dort erzeugte elektrische Energie wird in die bestehende Schaltanlage des Donaukraftwerkes Jochenstein eingespeist. Die ökologisch hochwertigen Donauleiten werden durch das Projekt nicht berührt, da sich die Bauwerke tief im Berg darunter befinden.
Um die Donau in diesem Flussabschnitt für Fische und andere Wasserorganismen wieder durchgängig zu machen, wird um das Donaukraftwerk Jochenstein eine neue Organismenwanderhilfe errichtet. Diese bietet nach der Fertigstellung zusätzlichen Lebensraum und dient Fischen neben der Möglichkeit, das Kraftwerk zu umwandern, insbesondere als Laich- und Jungfischhabitat. Zusätzlich werden im weiteren Umfeld des Kraftwerks und Pumpspeichers eine Vielzahl an ökologischen Begleitmaßnahmen umgesetzt.
Die beiden für die DKJ zuständigen Geschäftsführer der VERBUND-Wasserkraft Karl Heinz Gruber und Michael Amerer: „Durch den Bau und Betrieb des Energiespeicher Riedl wird nicht nur ein wichtiger Baustein für die Energietransformation und die Versorgungssicherheit in Bayern gesetzt, es wird eine ganze Kette an Wirtschaftsimpulsen in die Bauwirtschaft, das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor in Gang gesetzt. Mehr als 30 Prozent der durch die Investition ausgelösten Wertschöpfung verbleiben in der Region. Während der Bauphase werden an die 2.800 zusätzliche Beschäftigungseffekte geschaffen, zu Spitzenzeiten sind bis zu 400 Personen auf der Baustelle tätig. Langfristig profitieren Wirtschaft und Bevölkerung in Bayern und Österreich gleichermaßen vom Pumpspeicherkraftwerk, da der erzeugte Strom in gleichen Teilen 50/50 nach Bayern und Österreich geliefert wird.
Arbeiten zur Umsetzung der gewässerökologischen Maßnahmen starten im Oktober
VERBUND/DKJ startet mit den Umsetzungsarbeiten für die gewässerökologischen Maßnahmen im Stauraum Jochenstein auf der österreichischen Seite ab Oktober 2025. Es handelt sich dabei um ökologische Vorarbeiten für den Energiespeicher Riedl.
Eine zentrale Maßnahme ist die Renaturierung von Uferbereichen. Viele Abschnitte der Donau sind durch künstliche Uferbefestigungen und Bebauungen in ihrem natürlichen Flussverlauf eingeschränkt. Durch die Schaffung neuer naturnaher Uferzonen werden zukünftige Lebensräume für Fische, Vögel, Amphibien und anderen Tierarten geschaffen. Der Fluss wird wieder naturnaher und es entstehen wertvolle Auenlandschaften.
Bei den Planungen von Kiesbänken und Altarmen wurde besonderes Augenmerk auf die Schaffung von Laichhabitaten für Fische gelegt, um so die Population zu vergrößern.
Alois Pröll, Vorsitzender der Fischereiberechtigen Passau-Jochenstein: „Unser Verein, die Fischereiberechtigen Passau-Jochenstein e.V., sieht den geplanten ökologischen Maßnahmen mit großem Optimismus entgegen und befürwortet diese ausdrücklich. Mit der Schaffung neuer Laichhabitate und den Entlandungsmaßnahmen werden erhebliche Verbesserungen in unserer Gewässerstruktur erzielt. Es werden hier Maßnahmen durchgeführt, für deren Umsetzung wir mit den zuständigen Behörden seit vielen Jahren vergebens gerungen haben. Oberste Maxime unseres Vereins ist der Erhalt einer lebenswerten Flusslandschaft mit einer ausgewogenen Fischpopulation in einer der Größe des Flusses angemessenen Menge. Diesem Ziel kommen wir mit diesen Maßnahmen ein großes Stück näher.“
Der erste zentrale Schritt ist die Neustrukturierung und Bachlaufverlängerung des Mündungsbereichs des Kößlbaches. Auf den angrenzenden Flächen von rund 6 Hektar wird ein Altarm, mehrere Amphibientümpel sowie eine neue, große Kiesinsel am Donauufer errichtet. Insgesamt werden an diesem Komplex rund 190.000 m³ Material bewegt.
Weiters wird der durch Hochwasser stark verlandete Altarm Hecht von Feinsedimenten befreit und tiefer gelegt. Im Bereich des Donaukraftwerks Jochenstein werden im nun startenden ersten Bauabschnitt auch ein Altarm in Roning ausgehoben und am Freibad in Engelhartszell die Kiesbank vergrößert.
Eckdaten zum Energiespeicher Riedl
- Investitionsvolumen: über 400 Mio. Euro
- Maschinenleistung: 2 x 150 Megawatt
- Volumen Speichersee: 4,2 Mio. m³
- Wasserfläche Oberbecken: 24 ha
- Mittlere Fallhöhe: 331,5 m
- Mittlerer Donauabfluss: 1.420 m³/s
- Durchfluss Turbinenbetrieb: 108 m³/s
- Durchfluss Pumpbetrieb: 83 m³/s
- Standort Kraftstation: Gemeinde Untergriesbach/Ortsteil Jochenstein
- Standort Speichersee: Gemeinde Untergriesbach/Ortsteil Gottsdorf
VERBUND betreibt in Bayern und an der Grenze Österreich/Bayern 22 Laufwasserkraftwerke mit einer Leistung von rund 1.040 MW und erzeugt grünen Strom aus Wasserkraft für 1,8 Mio. Haushalte.
